Letztes Wochenende war ich im Sauerland wandern. Das Ausmaß des Waldsterbens wurde dort nochmal so richtig deutlich. Durch mein Studium sind mir dort einige Hintergründe bewusst und ich konnte meiner Familie die Ursachen erklären. Das gleiche möchte ich nun hier machen, da als Grund für das Waldsterben, welches in NRW im Sauer- und Siegerland besonders deutlich wird, oft nur der Klimawandel genannt wird. Aber was bedeutet das genau?
Das Waldsterben, die kahlen Flächen, die vor allem bei Wanderungen besonders deutlich werden, betrifft in dem Ausmaß die großen Flächenmonokulturen der Fichten. Dabei ist es wie bei uns Menschen, wenn zu viele Stressfaktoren aufeinandertreffen, dann geht es uns auch nicht gut und wir kippen um – salopp gesagt. Bei den Fichten führen Stressfaktoren wie trockene Sommer, nicht ausreichend hoher Grundwasserspiegel im Boden, Schädlinge, zunehmende Stürme und starke Winde zum Absterben der Bäume. Außerdem sind große monotone Anpflanzungen – Monokulturen – durch ihre fehlende Vielfalt nur gering widerstandsfähig.
Aufgrund des Klimawandels haben in den letzten Jahren Extremwetterereignisse stark zugenommen. Das sind Ereignisse wie sehr trockene Sommer, aber dann auch wieder Starkregen und Stürme. Wenn der Bodenwasservorrat durch die Dürreperioden im Sommer aber auch zu wenig Regen im Winter nicht aufgefüllt werden kann, sinkt dieser immer weiter ab und das überlebenswichtige Wasser für die Bäume wird unerreichbar. Da kommt dann noch hinzu, dass Fichten Flachwurzler sind, d.h. ihre Wurzeln reichen nur bis in die obersten Bodenschichten. Sie wurzeln also nicht so tief, dass sie den Bodenwasservorrat erreichen können und sind auf Regenfälle angewiesen – also nicht wirklich Dürreresistent.
Außerdem haben die Fichten seit einigen Jahren nun schon mit Schädlingen zu tun – den Borkenkäfern. Diese bohren sich unter die Rinde der Bäume und zwacken sich etwas von den Pflanzensäften ab. Dies bedeutet ein weiterer starker Stressfaktor sind für die Nadelbäume. Da die Winter in Deutschland auch immer wärmer werden, sterben die Eier/Larven der Borkenkäfer über den Winter nicht mehr ab und können sich ungehindert über das Jahr vermehren, sodass sie auch immer mehr Fichten befallen können. Ein Kreislauf der sich immer weiter fortsetzt.
Und nun kommt es in Frühjahr und Sommer immer wieder zu starken Winden und Stürmen. Da diese Nadelbäume, wie oben genannt Flachwurzler sind kommt es nun sehr einfach zu Windwurf, d.h. die Bäume knicken um, oder werden komplett entwurzelt, weil sie sowieso schon unter so einem starken Stress stehen.
Diese viele verschiedenen Faktoren führen also dazu, dass es immer mehr Kahlschläge, Lichtungen und braune Waldabschnitte gibt, die teilweise auch schon von der Autobahn zu sehen, oder eben als Wanderer zu beobachten sind.
Aber warum eigentlich gibt es denn dann Fichten bei uns, wenn sie mit so vielen Stressfaktoren zu tun haben?
Dieses Problem liegt recht weit zurück in der Vergangenheit.
Nachdem große Teile des ursprünglichen Waldes in Deutschland vernichtet wurden, wollte man wieder aufforsten. Die Forstwirtschaft entschied sich, dies mit Fichten statt Laubbäumen zu tun. Dies hatte für die Forstwirtschaft zwei entscheidende Vorteile. Zum einen sind Fichten sehr schnell wachsende Bäume und zum anderen produzieren sie sehr gerades – und somit einfach zu verarbeitendes – Holz.
Die kahlen Landstriche, die durch das Waldsterben entstehen sind also nicht nur eine Folge des Klimawandels, sondern eine Kombination von Klimawandel und damit verbunden vielen Stressfaktoren und kurzfristig gedachter Forstwirtschaft.
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