Der Nebel hängt über der kargen Heidelandschaft. Die Ginsterbüsche leuchten Sonnengelb, wobei die Wolkendecke keinen Sonnenstrahl durchlässt. Auf der Weide stehen weiße und schwarze Schafe mit kleinen Lämmern, die sich austoben und sich gegenseitig anmeckern. Der Blick schweift in die Ferne, wo der Nebel noch in den Nadelbäumen hängt. Die Sicht ist geprägt von sattem Grün. In der Landschaft wechseln sich Heide und Moore mit Nadelwäldern und Weideflächen mit Schafen und Hochlandrindern ab.
Stimmungsvolle Landschaften
Vor nebelverhangenen Hügel kann man eine Distillerie mit Hof ausmachen. Der Regen hinterlässt die Wäldern mit einem lebendigem Grün. Der Waldboden und einzelne Baumstümpfe sind mit Moos bedeckt. Irgendwie sieht es gemütlich aus und wirkt einladend. Die Frühlingssonne kitzelt hier und da die ersten Blüten hervor.
Eine Weitwanderung in den schottischen Highlands
Schon lange träumte ich von genau so einem Bild, in den schottischen Highlands endlich Wandern. Diese Stimmung der nebligen und kargen Landschaft, die ich nur von Bildern und Fotos kannte, wollte ich unbedingt selbst erfahren. Diese Weite, die verschiedenen Grüntöne, die Schafe, die raue Natur, die Ruhe, ja auch der Dauerregen und die Anstrengung der Wanderung.,
So begann ich damit, meine erste Weitwanderung zu organisieren. Es dauerte nicht lange, da kam ich auf den West Highland Way. Landschaftlich genau das, was ich mir vorstellte. Die Streckenabschnitte konnte man sich selbst variabel einteilen – je nach Kondition und Unterkunft.
Der West-Highland Way: direkt durch die Highlands
Der WHW führt von Milgnavie (bei Glasgow) nördlich bis nach Fort William. Vorbei an dem größten See Schottlands, dem Loch Lomond. Je nach Schwierigkeitsgrad kann man das in 7-12 Etappen laufen. Die Etappenziele sind unter anderem: Drymen, Balmaha, Rowardennan, Inversnaid, Inverarnan, Crainlarich, Tyndrum, Bridge of Orchy, Inveroran, Kingshouse und Kinlochleven.
Da der West Highland Way (WHW) ein ziemlich bekannter und touristischer Wanderweg, ist er wirklich gut ausgebaut und beschildert. So hieß es in den Infos, die ich mir in den nächsten Wochen zusammensuchte. Einige, wenige Unterkünfte bzw. Hotels und viele Zelt- und Campingplätze auf dem Weg. Der Vorteil bei einer so gut erschlossenen Route war, dass es einen Gepäckservice gab. Sodass die Gepäckstücke, vor allem Zelt, Isomatte, Schlafsack an die Unterkünfte und Zeltplätze direkt transportiert werden und man das Gepäck nicht selbst tragen muss. Daher eignet sich diese Weitwanderung auch besonders gut für Anfänger. Der Nachteil ist natürlich, dass man auf dem Weg recht vielen Menschen begegnet oder Etappen immer wieder mit den gleichen Menschen geht. Wenn man also die Isolation in der Wildnis sucht, ist dieser Weg wahrscheinlich eher weniger geeignet.
Den Zeitpunkt der Wanderung sollte man sich gut überlegen, ab Mai beginnt die Midges-Season. Midges sind fiese Sandfliegen, die einen im Sommer nicht mehr in Ruhe lassen. Daher entschied ich mich für Ende April/Anfang Mai. Ich hatte Glück, die Midges waren noch nicht unterwegs, aber das Wetter konnte auch noch sehr wechselhaft sein. Es würde also doch eine Überraschungstüte werden. Ansonsten wäre es ja auch langweilig, oder nicht?
Hier geht’s zum 3. Teil der Schottland-Reihe
Foto von Reuben Teo auf Unsplash
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